Die Veggie World in Zürich

Erwartungen

Bereits seit 2018 kenne ich die Veggie World, durch Beiträge auf Youtube von Influencern und auch von offizieller Seite. Bis 2019 war ich in Südamerika unterwegs, weshalb ich die Messe bis jetzt nicht besuchen konnte. Ich war dieses Jahr (2022) also das erste Mal an der Veggie World. Durch die Youtube-Videos hatte ich den Eindruck, dass es eine Messe ist, bei der vor allem die neuesten Ersatzprodukte von den großen Herstellern präsentiert werden. Da ich solche Produkte eher selten konsumiere, ging ich mit gemischten Gefühlen nach Zürich. Dementsprechend waren meine Erwartungen nicht so groß. Ich habe mir aber erhofft ein nettes T-Shirt zu kaufen und ein paar Produkte auszuprobieren, damit ich sie später nicht selber kaufen muss, nur um sie zu testen. Was bei mir besonders auf Fleischersatzprodukte zutrifft, weil mir diese meistens nicht schmecken, da sie zu sehr das tote Tier imitieren. Auch die Bestandteile von solchen Produkten finde ich fragwürdig, besonders was den Fettanteil betrifft.

Stände

Es kam aber wie immer alles anders als man denkt. Die Halle war viel kleiner als erwartet, ich hatte mir innerhalb von 10 min einen Überblick verschafft. Wie soll ich jetzt den Tag füllen? Danach habe ich angefangen die verschiedenen Stände genauer zu inspizieren. Es gab insgesamt nur ca. 5 Stände mit Ersatzprodukten, was ich schon mal als positiv empfand (darunter waren simplyV, Soyana, Coop und Outlaws Food). Da ich beobachtet habe, wie Influencer von simplyV behandelt werden; Exklusiv-Paket in Kühltasche und eine königliche Behandlung; weiß ich nun auch, warum mein Bild von der Veggie World so einseitig war.

Viele Stände machten kleine Familien- oder Einzelunternehmen, Start ups oder Unternehmen mit sozialem Hintergrund aus, die neue innovative Produkte oder traditionelle Produkte, die nicht bloß für vegan lebende Menschen interessant sind, präsentierten. Viele davon sind Projekte mit sozialem Hintergrund, die in Zentralasien, Lateinamerika oder Afrika ihre Rohstoffe beziehen. Andere wiederum kreieren neue Produkte, wie naanu-foods, die zuckerfreie Kekse mit Supplementen kreuzen. Ausserdem ist mir aufgefallen, dass viele Stände, auch Foodtrucks, aus der Westschweiz kamen. Jedenfalls habe ich öfter die Sprache gewechselt.

Nebst Essen gab es auch Kosmetik, vegane T-Shirts, Versicherungen und natürlich Sea Shepherd. Auch das bio-vegane Hotel und Restaurant Bödele aus dem Vorarlberg war vertreten.

Ganz am Anfang war ein riesiger Stand von „I love fruit and veg from europe“. Eine Kampagne die den saisonalen Einkauf und Verzehr von europäischem Obst und Gemüse, ökologischer Erzeugnisse und Produkte mit europäischen Qualitätszeichen fördert. Sie haben mich mit Tasche, Schürze, Tischkalender und allerhand Informationen überflutet. Leider sind die Rezepte, die sie verteilen weder vegan noch vegetarisch. Was sich etwas negativ auf meinen Eindruck davon ausgewirkt hat, weil es dann wieder im selben Kreis endet, dass man zwar mehr Früchte und Gemüse essen soll, aber das Wesentliche nicht angesprochen wird.

und Südamerika

Natürlich haben mich die lateinamerikanischen Produkte sofort an Südamerika erinnert und ich hatte einen kurzen emotionalen Moment. Wie ihr als regelmässige Leser von meinem Blog wisst, gibt es auch in Südamerika vegane Messen. Zum einen in Arequipa (Peru) zum anderen in São Paolo (Brasilien). Letzteres habe ich leider verpasst, es wird von der Sociedade Vegetariana Brasileira organisiert und findet meines Wissens auf dem Universitätscampus statt. Das Veg-Fest in Arequipa fand genau am Wochenende meiner Ankunft statt, natürlich habe ich einen Beitrag darüber verfasst.

Erstaunlicherweise ist das Veg-Fest in Arequipa nicht viel kleiner als die Veggie World in Zürich, was ich echt nicht erwartet hatte. Zeigt das jetzt den Fortschritt in Peru oder die schweizerische Rückständigkeit auf? Jedenfalls wurden an beiden Anlässen, vegane Kosmetik, T-Shirts, Nahrungsmittel, Restaurants und Vorträge präsentiert. Im Vergleich zur Veggie World hatte aber das Veg-Fest einen ziemlichen Hauch von Indie. Dazu muss man wissen, dass es in Südamerika eine andere Bedeutung hat vegan zu sein. Vegan sein ist dort ein Statement: zurück zu Mutter Erde, back to the roots, zu einer Lebensweise im Einklang mit der Natur, wie es viele der Vorfahren der heutigen Südamerikaner gelebt haben. Und doch hat es einen Hauch Hippie, weil die Stadtmenschen auch in Peru, weniger wirklichen Kontakt zur Natur haben. Aber ich glaube genau dieses Back to the Roots Gefühl, das man dort mit Veganismus verbindet, wird die Bewegung in Südamerika erfolgreich machen. Und doch vermischt es sich mit der modernen Fusionsküche Perus, den umweltfreundlichen Innovationen, die auch dort entstehen, den Hare Krishna Comunities und den Adventisten. Und diese wunderbare Mischung von Positivem vermisse ich in Europa.

Was mir gefehlt hat?

Obwohl es kein sonniger Tag war, fand ich die Halle 622 doch sehr dunkel, es gab kein Tageslicht und die frische Luft, die einen an die Jahreszeit erinnert. Konnte man nicht wahrnehmen. Dadurch konnte ich die Zeit nicht wahrnehmen und da es keine öffentlichen Uhren gab, musste ich öfter in meinem Rucksack nach dem Handy suchen. Darüber hinaus hat der Entzug von Tageslicht zusätzlich müde gemacht. Musik, ob live oder nicht, hätte auch nicht geschadet, um die Stimmung etwas zu heben.

Fazit

Ich kann die Messe nur weiterempfehlen. Was mich erstaunt hatte, es war nicht eine Messe aus Ersatzprodukten. Viele Anbieter hatten einen sozial-ökologischen Hintergrund, mit Produkten aus Afrika, Südamerika und Zentralasien. Dadurch, dass so viele Produkte vorgestellt wurden, die man auch Mischköstlern auftischen kann, ist diese Messe für alle interessant, die offen für neue Lebensmittel sind.

Lieblinge

Ich erhalte von keinem der in diesem Beitrag genannten Unternehmen eine Vergütung für die Nennung ihrer Produkte, noch habe ich an der Messe keine Produkte gratis bekommen (außer den Degustationen natürlich). Es gibt in der folgenden Liste keine Rangreihenfolge.

José Opita Café

Kaffee direkt von der Finca der Familie in Kolumbien kaufen. Authentischer Familienbetrieb, exzellente Qualität, nachhaltig und direkt. Angebaut entweder von Kaffeebauern aus der eigenen Familie oder ausgewählten Partnern und direkt importiert, so dass alle profitieren.

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Meybol Cacao

Meybol Cacao widmet sich mit großer Leidenschaft dem Verkauf von Tree-to-Bar Schokolade aus den besten und exclusivsten Edelkakaosorten aus Peru. Die preisgekrönten Tafelschokoladen werden in liebevoller Handarbeit aus den besten Bohnen von eigenen Kakao-Bäumen oder von ausgewählten Plantagen hergestellt. Dabei sorgen sie sich jederzeit um die Menschen und die Natur. Der natürliche Herstellungsprozess wird von Anfang bis Ende kontrolliert, er ist vollständig transparent und vermeidet Zwischenhändler – direkt vom Baum zur Tafel.

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BanChips

BanChips produzieren Chifles in der Schweiz. Es gibt 6 verschiedene Geschmacksrichtungen, darunter Nature, Salt & Vinegar, Paprika, Curry, Tomate Pizza und Orientalisch. Die Kochbananen für die BanChips gelangen per Schiff- und Landweg von Kolumbien und Ecuador in die Schweiz, wo sie in Kleinmengen von Hand hergestellt werden. Sie werden in schweizer Biorapsöl frittiert. Im Gegensatz dazu fliegt der Grossabnehmer (Coop) seine Chifles aus Thailand ein.

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Chiliwerk

Chiliwerk ist ein Familien Unternehmen. Marbella produziert von A-Z verschiedenste Chili-Saucen, -Chutneys, -Marmeladen, -Marinaden, -Cremes und -Eingemachtes selber. Die Produktpalette reicht „von mild bis wild“, es ist also für jeden etwas dabei.

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Back to Roots

Das Unternehmen importiert und vertreibt Erdmandeln (aus Afrika) und produziert hauptsächlich Erdmandelgetränke, sie haben aber auch andere Produkte wie geröstete Erdnüsse und Cashewkerne aus Togo im Sortiment. Als soziales Unternehmen stärken sie die Fähigkeiten von Frauen durch lokalen Projekte in ländlichen Gebieten.

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Neues Food Depot

Das Neue Food Depot richtet sich an Händler, wie Naturkostläden. Im Sortiment finden sich eine Reihe von interessanten Produkten aus aller Welt, die höchsten ökologischen und sozialen Ansprüchen genügen. Alle Produkte sind von bester Qualität und werden in einem kleinbäuerlichen Umfeld hergestellt.

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Djoon Dattelpralinen

Diese Dattelpralinen und Aufstriche haben nur wenige, ausgewählte Zutaten und kommen ohne zugesetzten Zucker aus. Alle Produkte sind komplett biologisch und glutenfrei.

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Akari Taste GmbH

Diese lange haltbaren Dressings und Dips entstehen von A bis Z in der Manufaktur in Zürich-Kloten, ohne künstliche Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker oder Konservierungsmittel.

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Montanita

Seifen aus natürlichen Rohstoffen aus Marokko, die auch vor Ort hergestellt werden, so bleibt die gesamte Wertschöpfungskette in Marokko. Dies schafft Arbeitsplätze und generiert Einkommen für unzählige Familien. Außerdem hat die Seifenherstellung eine lange Tradition in Marokko. Bereits seit Jahrhunderten werden in Marokko Seifen produziert, daher wird die Herstellung nicht nur als Arbeit, sondern vielmehr als traditionelles Kunsthandwerk verstanden.

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Creamy Stuff

Alle Produkte werden in der Manufaktur in Wolfhalden/AR handgefertigt. Das Sortiment reicht von Hautpflege über Körper- und Haarpflege und ist komplett vegan. Alles ist frei von Palmöl, Parabenen und Silikonen und natürlich komplett ohne Tierversuche. Die Inhaltsstoffe werden so lokal wie möglich bezogen und es wird ein ganzheitlicher Nachhaltigkeitsansatz über den gesamten Produktlebenszyklus verfolgt. So wurde 2016 ein Recyclingsystem ins Leben gerufen: Kunden und Kundinnen können ihre leeren Verpackungen bei einem der Händler zurückbringen. Diese werden dann gereinigt und bei der Herstellung der Cremes wiederverwendet werden. Insgesamt sind die Verpackungen so umweltfreundlich wie möglich gestaltet: entweder unverpackt, mit Papier oder in Glas- bzw. recycelten PET-Flaschen.

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Sea Shepherd

Sea Shepherd ist eine global tätige NGO zum Schutz der Meere und ihrer Bewohner. Seit über 40 Jahren arbeitet sie daran, illegale und schädliche Tätigkeiten aufzudecken und zu beenden. Dabei geht sie anders vor als die meisten NGOs: Sea Shepherd ist keine Protestorganisation – es gibt keine Flyer, Petitionen oder Demos. Ihr Credo heisst «Direct Action» – sie spürt illegale und schädliche Tätigkeiten auf den Weltmeeren auf und gibt ihr Bestes, direkt zu intervenieren und diese zu beenden.

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